Kleine Räder, großes Risiko
Von Florian Harms
Leicht, laut, schnell und vor allem billig: Mini-Bikes liegen im Trend. Ursprünglich für Kinder konzipiert, finden die winzigen Motorräder vor allem unter Erwachsenen immer mehr begeisterte Anhänger. Doch die meisten Maschinen bergen enorme Risiken.
Hamburg - "Das ist einfach ein Kick", sagt Oliver Kubbe. "Es vibriert tierisch, ist höllisch laut und sehr anspruchsvoll zu fahren." Der Motorrad-Liebhaber verkauft über seine Firma Tunescoot in einem Hamburger Hinterhof neben normalen Zweirädern auch Mini-Bikes. "Diese Dinger sind wirklich aufregend." Im Internet bewerben zahlreiche Motorrad-Händler die gerade einmal kniehohen Höllenmaschinen, die nur auf Privatgrundstücken oder Kartbahnen gefahren werden dürfen, als "ultimative Spaß-Garantie" oder "Hornissen im Tiefflug". Schon für Kinder ab vier Jahren seien die "kleinen Renner" geeignet, heißt es auf einer Website. Das hält Kubbe für Quatsch. "Kinder können Mini-Bikes nicht fahren", sagt er. "Man muss ziemlich aufpassen. Der Lenkereinschlag ist gering, und die Fußrasten sitzen tief, deshalb darf man sich zum Beispiel nicht zu weit in die Kurve lehnen."
Doch das ist nicht das einzige Risiko der Mini-Motorräder, die seit wenigen Jahren bundesweit erhältlich sind und sich inzwischen vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen großer Beliebtheit erfreuen. Auf den ersten Blick sehen die kleinen Flitzer aus wie richtige Motorräder, sogar Sonderteile wie Unterbodenverkleidungen und schnittige Felgen sind erhältlich.
Doch bei näherem Hinsehen entpuppen sich die meisten Modelle laut Fachleuten als große Sicherheitsrisiken: billige Verarbeitung, instabile Schweißnähte, lockere Lenker, scharfe Kanten. In der Kart-Szene werden die "Spielzeugmotorräder" deshalb gerne "Chinakracher" genannt. Viele Modelle werden in der Volksrepublik gebaut, eine weitere bekannte Marke kommt aus Italien.
Die meisten Mini-Bikes werden laut Fachleuten über das Internet verkauft, einfache Typen sind bereits ab 150 Euro zu haben. "Bei vielen dieser Billigmodelle sehen die Schweißstellen aber aus, als hätte sie ein Kindergärtner gemacht", sagt Kubbe. Er legt Wert auf Sicherheitsstandards und verkauft seine Mini-Bikes nicht unter 300 Euro.
Tödlicher Unfall
Schweißstellen sind nicht das Hauptrisiko. Automobil-Clubs und die Verkehrspolizei haben mittlerweile leidvolle Erfahrungen mit den sogenannten Spaßfahrzeugen gesammelt. Obwohl die Mini-Motorräder nicht für den Straßenverkehr zugelassen sind, trauen sich immer wieder Fahrer damit auf die Straße. Das Unfallrisiko ist enorm: Die Fahrer sitzen so tief, dass sie von Autofahrern leicht übersehen werden. Zudem haben die meisten Mini-Bikes keine Beleuchtung und unzureichende Bremsen.
Doch auch auf Privatgrundstücken ist das Heizen gefährlich. Der Verkehrsberater der Polizeiinspektion Emsland, Franz Frieling, berichtet auf seiner Homepage von einem tödlichen Unfall: Demnach knatterte ein 13-Jähriger im vergangenen August mit einem Mini-Bike auf einem Parkplatz herum und übersah dabei eine Metallstange. Er prallte mit dem Kopf dagegen und starb noch an der Unfallstelle an seinen schweren Verletzungen. Auch der ADAC hat wiederholt vor den Mini-Bikes gewarnt.
"Es ist hochgefährlich"
"Diese Fahrzeuge können auf bis zu 100 km/h beschleunigt werden, aber dafür sind sie einfach nicht ausgelegt", sagt Karl-Peter Jochem von der Polizei in Trier. Der passionierte Motorradfahrer gilt als Fachmann für Mini-Bikes. "Man sitzt dort so unsicher, dass man schon runterfällt, wenn man nur über einen Stein fährt." Weil man für die Mini-Maschinen zudem keine Haftpflichtversicherung abschließen könne, bleibe der Halter komplett auf den Kosten sitzen, wenn er einen Unfall verursache. "Es ist wirklich hochgefährlich, wir können davor nur warnen."
Was die Geschwindigkeit der Mini-Bikes angeht, hat Oliver Kubbe zwar andere Erfahrungen gesammelt: "Bei normaler Einstellung sind die etwa 40 km/h schnell; wenn man Zylinder, Auspuff und Vergaser ändert, kann man sie bis auf 60 km/h tunen. Aber mehr geht definitiv nicht." Aber auch er warnt vor unzureichender Verarbeitung und verkauft Mini-Bikes an Jugendliche grundsätzlich erst ab 15 Jahren. "Darunter auf keinen Fall."
spiegel.de
Von Florian Harms
Leicht, laut, schnell und vor allem billig: Mini-Bikes liegen im Trend. Ursprünglich für Kinder konzipiert, finden die winzigen Motorräder vor allem unter Erwachsenen immer mehr begeisterte Anhänger. Doch die meisten Maschinen bergen enorme Risiken.
Hamburg - "Das ist einfach ein Kick", sagt Oliver Kubbe. "Es vibriert tierisch, ist höllisch laut und sehr anspruchsvoll zu fahren." Der Motorrad-Liebhaber verkauft über seine Firma Tunescoot in einem Hamburger Hinterhof neben normalen Zweirädern auch Mini-Bikes. "Diese Dinger sind wirklich aufregend." Im Internet bewerben zahlreiche Motorrad-Händler die gerade einmal kniehohen Höllenmaschinen, die nur auf Privatgrundstücken oder Kartbahnen gefahren werden dürfen, als "ultimative Spaß-Garantie" oder "Hornissen im Tiefflug". Schon für Kinder ab vier Jahren seien die "kleinen Renner" geeignet, heißt es auf einer Website. Das hält Kubbe für Quatsch. "Kinder können Mini-Bikes nicht fahren", sagt er. "Man muss ziemlich aufpassen. Der Lenkereinschlag ist gering, und die Fußrasten sitzen tief, deshalb darf man sich zum Beispiel nicht zu weit in die Kurve lehnen."
Doch das ist nicht das einzige Risiko der Mini-Motorräder, die seit wenigen Jahren bundesweit erhältlich sind und sich inzwischen vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen großer Beliebtheit erfreuen. Auf den ersten Blick sehen die kleinen Flitzer aus wie richtige Motorräder, sogar Sonderteile wie Unterbodenverkleidungen und schnittige Felgen sind erhältlich.
Doch bei näherem Hinsehen entpuppen sich die meisten Modelle laut Fachleuten als große Sicherheitsrisiken: billige Verarbeitung, instabile Schweißnähte, lockere Lenker, scharfe Kanten. In der Kart-Szene werden die "Spielzeugmotorräder" deshalb gerne "Chinakracher" genannt. Viele Modelle werden in der Volksrepublik gebaut, eine weitere bekannte Marke kommt aus Italien.
Die meisten Mini-Bikes werden laut Fachleuten über das Internet verkauft, einfache Typen sind bereits ab 150 Euro zu haben. "Bei vielen dieser Billigmodelle sehen die Schweißstellen aber aus, als hätte sie ein Kindergärtner gemacht", sagt Kubbe. Er legt Wert auf Sicherheitsstandards und verkauft seine Mini-Bikes nicht unter 300 Euro.
Tödlicher Unfall
Schweißstellen sind nicht das Hauptrisiko. Automobil-Clubs und die Verkehrspolizei haben mittlerweile leidvolle Erfahrungen mit den sogenannten Spaßfahrzeugen gesammelt. Obwohl die Mini-Motorräder nicht für den Straßenverkehr zugelassen sind, trauen sich immer wieder Fahrer damit auf die Straße. Das Unfallrisiko ist enorm: Die Fahrer sitzen so tief, dass sie von Autofahrern leicht übersehen werden. Zudem haben die meisten Mini-Bikes keine Beleuchtung und unzureichende Bremsen.
Doch auch auf Privatgrundstücken ist das Heizen gefährlich. Der Verkehrsberater der Polizeiinspektion Emsland, Franz Frieling, berichtet auf seiner Homepage von einem tödlichen Unfall: Demnach knatterte ein 13-Jähriger im vergangenen August mit einem Mini-Bike auf einem Parkplatz herum und übersah dabei eine Metallstange. Er prallte mit dem Kopf dagegen und starb noch an der Unfallstelle an seinen schweren Verletzungen. Auch der ADAC hat wiederholt vor den Mini-Bikes gewarnt.
"Es ist hochgefährlich"
"Diese Fahrzeuge können auf bis zu 100 km/h beschleunigt werden, aber dafür sind sie einfach nicht ausgelegt", sagt Karl-Peter Jochem von der Polizei in Trier. Der passionierte Motorradfahrer gilt als Fachmann für Mini-Bikes. "Man sitzt dort so unsicher, dass man schon runterfällt, wenn man nur über einen Stein fährt." Weil man für die Mini-Maschinen zudem keine Haftpflichtversicherung abschließen könne, bleibe der Halter komplett auf den Kosten sitzen, wenn er einen Unfall verursache. "Es ist wirklich hochgefährlich, wir können davor nur warnen."
Was die Geschwindigkeit der Mini-Bikes angeht, hat Oliver Kubbe zwar andere Erfahrungen gesammelt: "Bei normaler Einstellung sind die etwa 40 km/h schnell; wenn man Zylinder, Auspuff und Vergaser ändert, kann man sie bis auf 60 km/h tunen. Aber mehr geht definitiv nicht." Aber auch er warnt vor unzureichender Verarbeitung und verkauft Mini-Bikes an Jugendliche grundsätzlich erst ab 15 Jahren. "Darunter auf keinen Fall."
spiegel.de
